Teehaus Mikado
Zwei Pagodendächer übereinander: Das obere Pagodendach überspannt das Staffelgeschoss, das zweite untere schützt als umlaufender, weit auskragender Dachüberstand das Erdgeschoss. Alles das in weißer Farbe und rund 100 Meter in der Ostsee. Bei der Verarbeitung stellte die exponierte Lage die Dachhandwerker vor große Herausforderungen: Windgeschwindigkeiten von 160 km/h und mehr wurden an der Spitze des Baustellenkrans gemessen, zudem erforderte die Dachform einiges an handwerklichem Geschick.
Objektdaten Teehaus Mikado, Timmendorf
Objekt: | Teehaus Mikado, Timmendorf |
Bauherr: | Gemeinde Timmendorf / Jürgen Hunke |
Architekt: | Dipl.-Ing. Andreas Schuberth, schuberth.architekten, Hamburg |
Zimmerer: | Holzbau Hargus GmbH, Timmendorf |
Verarbeiter: | E. Ammen GmbH, Ratekau |
Material: | EVALON® VSK 1,5, mm, EVALON® Anschlussbahn, Verbundbleche |
Bauart: | Neubau |
Baudatum: | 2013 |
Dachfläche m2: | 525 |
Interview mit Dachdeckermeister Andreas Konrad (E. Ammen GmbH)
alwitra: „Worauf haben Sie bei der Realisierung des Teehauses am Timmendorfer Strand besonders geachtet?“
Andreas Konrad: „Wir haben uns überlegt, wie wir den fachgerechten Aufbau des Dachschichtenpaketes so hinbekommen, dass sich möglichst kaum Bahnennähte an der Dachhaut abzeichnen. Die erforderliche Notabdichtung der formgebenden Rauspundschalung wurde deshalb mit gestoßenen Nähten verlegt, aber das war als Notabdichtung nicht ausreichend. Deshalb folgte noch eine zweite Lage mit einer selbstklebenden bituminösen Bahn. Natürlich auch wieder mit gestoßenen Nähten.“
alwitra: „Auf die Bitumen-Bahnen folgte anschließend die homogene EVALON® VSK. Wie sind Sie dabei vorgegangen?“
Andreas Konrad: „Zur Vorbereitung und als Haftbrücke trugen wir einen zum EVALON®-System gehörenden Haftgrund auf die Bitumenbahnenoberfläche auf. Diese musste zunächst ablüften und durchtrocknen. Anschließend konnten wir die einzelnen EVALON® VSK-Bahnen verlegen, wobei wir besonders sorgfältig gearbeitet haben.“
alwitra: „Zum Beispiel mit einigen Schuhpaaren extra…“
Andreas Konrad: „Genau, unsere Dachdecker wechselten extra die Schuhe, um die weißen Bahnen nicht schon während der Verlegung zu verschmutzen. Erst nach der kompletten Abdichtung aller Dachflächen erstellten die Dachhandwerker die umlaufenden Dachränder. Auch das war eine Besonderheit: Es gibt bei den beiden Pagodendächern keine Rinnen. Wir konnten bei den Dachkanten nicht auf industriell vorgefertigte Systeme zurückgreifen. Alleine schon die teilweise dreidimensionalen Bewegungen der Dachkanten erforderten eine rein handwerkliche Lösung.“
alwitra: „Und wie sah diese Lösung konkret aus?“
Andreas Konrad: „Wir haben mit EVALON® kaschierte Verbundbleche genutzt, mit denen wir eine Sichtblende mit Tropfkante formten. Darüber verlegten wir eine 20 cm breite EVALON®-Abschlussbahn und schweißten diese fest. So entstand eine optisch durchgehende Oberfläche – und das obwohl das Blech entsprechend der Dachkantenkrümmung verläuft. Wir haben dann direkt an den Dachkanten zunächst diese Sichtblenden fixiert und ein zweites gekantetes Verbundblech anschließend so verlegt, dass ein Schenkel einen Teil des Sichtbleches überdeckt, und der zweite auf der Flächenbahn EVALON® VSK aufliegt. Hierauf wurde das zweite Verbundblech dann auch fixiert, was zugleich ein Unterströmen der Dachabdichtung verhindert. Am Ende überschweißten wir das in die Fläche gehende Verbundblech wieder komplett mit einer 33 cm breiten Anschlussbahn. Niederschlagswasser kann damit ungehindert von der Fläche über die zweigeteilte Dachkante abfließen bzw. abtropfen.“
alwitra: „Das klingt sehr aufwändig. Allerdings waren durch die exponierte Lage besondere Windsogsicherungsmaßnahmen notwendig, oder?“
Andreas Konrad: „Ja, bei einem Gebäude in 100 m Entfernung zum Festland mussten wir darauf besonders achten. Zwar war es der Wunsch des Architekten ein durchgehend weißes Dachbild ohne optische Störungen zu erhalten, aber das war aufgrund der besonderen Lage fachtechnisch nicht möglich. Wir haben dann die Dachabdichtung zusätzlich mit Feldbefestigern gesichert, die nach einem symmetrischen Plan des Architekten gesetzt wurden – so fügen sie sich harmonisch in das Gesamtbild einfügen und sind kaum erkennbar.“
Stimmen
„Die Inspiration war das Meer. Daraus entstand die Metamorphose einer asiatischen Dachform, ein Wellenspiel.“
Andreas Schuberth (Architekt)
„Das Projekt ist auch deshalb beeindruckend, weil die Beteiligten große Herausforderungen gemeistert haben. Die Dachbahnen wurden trotz schwieriger Witterungsbedingungen und hoher Windgeschwindigkeiten wellenfrei verlegt – eine absolut homogene Optik ist die Folge, bei der die Schalung nicht sichtbar ist.“
Robert Resagk (Fachberater)